Sonntag, 26. Januar 2020

Herbert Meyer - Bayreuther Abgründe

Krimis sind normalerweise nicht so mein Favorit, was Bücher betrifft. Oft ist dabei der Spannungsbogen relativ flach. Vor allem, wenn man eher ein Thriller-Leser ist.
Aber gerade weil es ein Bayreuther Krimi ist und einen so hochtrabenden Titel hatte, konnte ich es mir nicht verkneifen  und das Buch durfte bei mir einziehen.
Mit knapp über 300 Seiten hatte ich es auch schnell durchgelesen. Das lag aber mehr am flüssigen Schreibstil, als an der Geschichte selbst.

Während Bauarbeiten am Hartplatz eines Gymnasiums wird die Leiche eines vor 30 Jahren verschwundenen Jungen, Benjamin Schröder, gefunden. Die Polizei nimmt nun wieder den Fall des jungen Benjamin Schröders auf und möchte wissen, was damals geschehen ist. Es stellt sich früh die Frage, was der unliebsame Direktor und der Hausmeister der Schule mit der Geschichte zu tun haben.
Das klingt alles sehr viel versprechend, allerdings hat es Karl Meyer leider nicht geschafft, den Spannungsbogen langsam aufzubauen und das Buch mit einem Knall zu beenden. Obwohl das Potential durchaus vorhanden war.
Nach etwa 100 Seiten erfahren wir bereits, was damals mit dem kleinen Schröder passiert ist. Das hat mich schon sehr erstaunt. Ich hatte das Buch in der Hand und habe mich gefragt, was denn noch bei den restlichen 200 Seiten passieren soll, wenn ich doch jetzt schon weiß, was passiert ist.
Herbert Meyer hat natürlich eine einfache Lösung gefunden: Er lässt in dem Buch einfach zwei weitere Charaktere sterben. Nur handelt es sich hierbei nicht allein darum, ein Verbrechen, nämlich den Mord an Benjamin Schröder zu vertuschen, sondern werden die verschiedenen Charaktere von unterschiedlichen Menschen ermordet und das auch noch aus verschiedenen Gründen. Und jedes Mal erfährt man sehr schnell wer und warum getötet hat.

Neben dem weniger spannenden Inhalt, hat mich aber auch der Schreibstil tatsächlich etwas genervt. Ich kann es leider nicht netter ausdrücken. Ich habe mir, wie vorhin schon erwähnt, das Buch unter anderem gekauft, weil es ein Bayreuther Krimi ist. Und nachdem alles in meiner Heimatstadt spielt, habe ich mich schon darüber gefreut, wie alles beschrieben wird.
Leider gab es keine Beschreibungen von klassischen Szenerien in Bayreuth, wie beispielsweise das Festspielhaus, der Tierpark, die Eremitage oder von mir aus auch die Innenstadt. Nein, stattdessen hat Karl Meyer sehr viele Sätze dafür verwendet, um irgendwelche Kreuzungen zu beschreiben. Wenn man nicht gerade aus Bayreuth kommt, ist das für den Leser eine einzige Aneinanderreihung von Straßennamen.
Als Beispiel könnte man auch die Befragung des Direktors nennen. Der Direktor erzählte dem Komissar, dass er zum Hausmeister wollte und zu seiner Wohnung gegangen sei, die an der Main-Seite liege. So, für den Leser ist diese zusätzliche Information total unnötig. Zum einen wurde mehrmals erwähnt, wo die Wohnung des Hausmeisters liegt und zum anderen kann ich doch als Leser nicht unbedingt etwas damit anfangen, an welcher Seite eine Wohnung liegt, wenn es sonst keine Beschreibungen gibt und der Main schlicht und ergreifend nichts mit der Geschichte zu tun hat. Kleine Spoilerwarnung: Es ist niemand im Main ertrunken.
Außerdem hat das Buch vielleicht auch etwas am Alter des Autors gelitten. Es wird erzählt, dass viele jüngere Bayreuther gerne am Wochenende ins "Frisco" zum Tanzen gehen. Ehm, nein, nicht die jüngeren. Eher das ältere Publikum. Ok, was heißt älter. Ich würde mal sagen 40+. Aber viel jünger werden die Gäste dort auch nicht sein.

Alles in Allem, gibt es viel Verbesserungspotential. Das Buch ist der erste Band einer Reihe. Möglicherweise kaufe ich mir den zweiten Band, weil ich einfach erfahren möchte, wie sich der Autor noch entwickelt. So wie ich das beurteilen kann ist das das Erstlingswerk des Autors. Und nur durch üben wird man besser.
Aber jetzt habe ich erst einmal ganz viele andere spannende Bücher die ich lesen möchte.

Insgesamt bekommt der Krimi dennoch 3/5 Sternen. Es ist zwar nicht besonders gut gewesen, aber ich habe schon wirklich schlechte Bücher gelesen. Und in diese Kategorie gehört es bei weitem nicht. Auch wenn ich viel kritisiert habe, ist es dennoch ein solides Buch.



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